Was ist Tierphysiotherapie und wie sollte diese grundsätzlich ablaufen?

Die Befunderhebung

Hallo! Es freut mich,, dass Sie sich für die Tierphysiotherapie interessieren und auf meinen Blog gestoßen sind. Ich möchte hier vor allem Tierbesitzern die diese Dienstleistung in anspruch nehmen wollen, darüber informieren, wie die Durchführung einer Befunderhebung durchgeführt wird. Ich habe diese Methoden nicht selbst entwickelt sondern auch in meiner Ausbildung erlernt. Der Grund, warum ich nun über dieses eigentlich allen Tierphysiotherapeuten als grundsätzliches Wissen und Basis der Befunderhebung gelehrten Inhalte schreibe, ist, dass ich diese Methoden leider oft nicht angewandt sehe, obwohl es in meinen Augen eine unersetzliche Grundlage für jede weitere Arbeit am Patienten ist. Problem bei dem Verzicht auf diesen Schritt ist in erster Linie, dass so wichtige Möglichkeiten, eine physiologische Einschränkungen festzustellen, nicht genutzt werden. 

 

Bei einer Erstbefundung (wenn das Tier das erste Mal beim Therapeuten vorgeführt wird) sind auf jeden Fall folgende Schritte durchzuführen:

Ganganalyse (Bewertung des Gangbildes auf Unregelmäßigkeiten), erfolgt vor und nach jeder Behandlung

Durchbewegen der Gelenke (Bewertung von Einschränkungen in den Gelenken)

Komplette Palpation des Körpers (Abstreichen/Abgreifen mit den Händen)

Adspektion (Allgemeines Erscheinungsbild bewerten)

*die Schritte werden später einzeln etwas genauer erklärt

 

Im Gesamtpaket geben diese Schritte dem Therapeuten einen wichtigen Gesamteindruck über Ihr Tier und über ggf. vorliegende Defizite. Wie Sie in Klammern sehen können dient jeder dieser Schritte einem ganz bestimmten Bereich um Hinweise über die später nötigen Therapieschritte zu erhalten.  Es besteht durchaus die Möglichkeit, die Befundungsschritte auf Grund der Berufserfahrung des Therapeutens zu erweitern, jedoch nicht Befundungsschritte entfallen zu lassen, da dadurch unweigerlich Erkenntnisse für eine erfolgreiche Therapie verloren gehen.

 

1. Die Ganganalyse:

Eine Ganganalyse wird, wie der Name schon sagt, gemacht um des Gangbild eines Tieres zu bewerten. Dadurch wird festgestellt, ob es ggf. lahm geht, die Bewegung im Laufen eingeschränkt ist oder ob ein Bein über den Boden schleift - um nur ein paar mögliche Einschränkungen zu nennen. 

 

Wie wird eine Ganganalyse ausgeführt und warum:

Eine Ganganalyse wird grundsätzlich in den klassischen Gangarten Schritt und Trab durchgeführt, Galopp wird aufgrund der Geschwindigkeit nicht gemacht, ausser es besteht explizit dort ein Problem und in den anderen Gangarten nicht. Die Option als zusätzliche Erkenntnisquelle besteht natürlich immer.

 

Die Ganganalyse wird zu Beginn mit Schritt in gerader Line durchgeführt und mehrfach wiederholt, bei sehr erfahrenen Kollegen kann es sich ggf. aber auch  nur um eine Bahn handeln. Die Begutachtung erfolgt von vorne, hinten und von der Seite, um alle Eindrücke des Tieres aufzunehmen. Auch sollte die Strecke nicht nur fünf Meter betragen, da der Übergang vom Stand in den Schritt etwas dauert.

 

Die Bewertung im Trab erfolgt wie die im Schritt.

 

Die Ganganalyse sollte auf verschiedenen Untergründen gemacht werden,  mindestens auf zweien, einem harten und einem Weichen.

Weicher Untergrund: Dient zur Erfassung muskulärer Einschränkungen.

Harter Untergrund:  Dient zur Erfassung knöcherner  Einschränkungen.

 

Zudem sollte eine Bewertung erfolgen wie sich ein Tier in den Wendungen verhält um auch hier ggf. Einschränkungen zu erfassen.

 

Manchmal ist es nicht möglich auf mehreren Untergründen eine Analyse durchzuführen, dies ist jedoch kein Grund gar keine Analyse zu machen.

 

2. Durchbewegen der Gelenke:

Diese Befundungsmethode dient dazu, jedes Gelenk des Tieres isoliert zu bewerten. Manchmal kompensieren die Tiere Einschränkungen in der Bewegung mit Hilfe von anderen Gelenken, wodurch eine Sichtbarkeit in der Bewegung schwierig ist. Jedes Gelenk im Körper erfüllt einen ganz bestimmten Zweck. Wenn ein Gelenk nicht voll funktionsfähig ist, werden andere Strukturen dadurch mehr beansprucht. Dies kann zu negativen Auswirkungen an anderen Gelenken oder der Muskulatur führen und langwierige Behandlungen zur Folge haben.

In der Befunderhebung sollte sich der Therapeut daher auch die Zeit nehmen, um nicht nur ggf. auffällige Strukturen zu untersuchen sondern auch alle anderen Gelenke, dies gilt vor allem im Rahmen der Erstbefundung.

 

3. Palpation des ganzen Körpers.

 Als Palpation des Körper bezeichnet man das händische Abgreifen und Abstreichen des Tieres um Auffälligkeiten bzgl. der Muskulatur sowie am Körper festzustellen. Diese Methode gibt dem Physiotherapeuten einen Eindruck bzw. eine klare Aussage wo ggf. vorhanden Probleme beim Tier liegen. Diese Methode dient zum erfassen der Muskelspannung am Tier um Verspannungen und Hypotone Zustände(zu geringe Muskelspannung) zu erkennen. 

Des weiteren wird der Körper so auf Verletzungen untersucht.

 

4.Adspektion

Die Adspektion ist meist eine Technik die bei der Behandlung nebenbei erfolgt, hier bei geht es darum wie der optische Gesamteindruck des Tier es ist. Hierbei z.B. der Ernährungszustand, die Beinstellung, Kopfhaltung sowie das Verhalten beurteilt.

 

Diese vier Vorgestellten Techniken ist die absolute Basis der Befunderhebung und sind im Erstbefund daher auch Pflicht was auch bei der Ausbildung zum Tierphysiotherapeuten so gelehrt wird.



Kommentar schreiben

Kommentare: 0